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Technikentwicklung der ritterlichen Kampfweise – Vom gotischen Schwert zum deutschen Langschwert

Technikentwicklung der ritterlichen Kampfweise –
Vom gotischen Schwert zum deutschen Langschwert

Autor - Benjamin Kettner

Einleitung

Das moderne Verständnis von Fechten entspricht nicht jenem, das im Mittelalter geläufig war. Insbesondere die Wahl der Waffen. Das mittelalterliche Fechten, welches in dieser Arbeit als Untersuchungsgegenstand dienen wird, befasst sich mit dem „langen Schwert“ und nicht etwa dem Sportdegen. Hauptaugenmerk soll jedoch auf dem ritterlichen Kampf liegen, welcher nicht optimal belegt ist. Aus diesem Grund bedient sich diese Arbeit der Fechtbücher des Spätmittel-alters sowie der frühen Neuzeit.

Fechtbücher haben im heutigen Kontext kaum noch Bedeutung, denn die Menge derer, die sich mit dem Umgang des langen Schwertes üben, ist heute geringer denn je.[1] Es ist aber nicht anzunehmen, dass im Mittelalter diese Kunst weit verbreitet war, geschweige denn jedem zugänglich. Um also diesen Aspekt besser verstehen zu können, befasst sich diese Arbeit mit den versteckten Versen und anderen Verschlüsselungsmöglichkeiten, die in den alten Fechtbüchern zu finden sind. Diese sind generell als Anleitung zum korrekten Umgang mit diversen Waffen zu verstehen, vornehmlich jedoch mit dem (deutschen) langen Schwert[2]. Da auch in mittelalterlicher Zeit das Üben dem Ernstfall vorausging, wurden bereits dort die „Federn“ entwickelt und gebraucht. Diese ungeschliffenen dünnen Trainingsklingen finden ihre Erwähnung in der Waffenentwicklung. Um also einen Überblick über die ritterliche Kampfweise zu erhalten, wird hier versucht, diese aus Sicht des Spätmittelalters zu rekonstruieren. Aus diesem Grund beginnt diese Arbeit mit einem Überblick über den Ritter selbst, dessen Ausbildung bis zum Einsatz, ohne jedoch den Technikaspekt grösser in Augenschein nehmen zu können. Dieser erfolgt in den darauffolgenden Teilen der Arbeit, die insbesondere Johannes Liechtenauer, als Sammler einer grösseren Auswahl an Techniken, ins Zentrum stellt. Er oder genauer seine Schule wurde ein derart gravierendes Element der europäischen Fechtkunst, dass es hierbei nicht aussen vor gelassen werden kann. Die Handschrift 44 A8 von Peter von Danzig wird hierbei als wichtigstes Untersuchungsmaterial dienen. Um die Entwicklung zu verstehen, die bereits bis zu Liechtenauer stattgefunden hat, wird sein „Werk“[3] mit anderen ihm nachfolgenden verglichen. Zum Begreifen der Techniken werden die Schwerter im nächsten Teil selbst erfasst, um den Technikwandel zu beschreiben, der mit der Entwicklung und Veränderung der Waffen einherging. Dies ist bereits mit solch banalen Umständen verstrickt, wie der Tatsache, dass Schwerter eine symmetrische Form besitzen, während Messer stets asymmetrisch sind.

Erst nach dieser grundlegenden Beschreibung des Arbeitsinstruments wird versucht, durch die Betrachtung der Techniken in den Fechtbüchern die ritterliche Kampfweise, die noch darin steckt, herauszufiltern.


[1]  Genaue Zahlen anzugeben ist schwierig. Als Vergleich: Es existieren in der Schweiz 9 Hema-Vereine und 1551 Fussballvereine [Stand 24.10.13].

[2]  Nicht zu verwechseln mit dem englischen „longsword“, welches im Gegensatz zum deutschen Modell mit einer Hand geführt wurde.

[3]  Genauer: seine Anweisungen und Hinweise auch genannt Zedel.


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